Es wird einmal - Warum wir neue Narrative brauchen
Rechts vor Links? Eine Erzählung. 10 Euro? Eine Erzählung. Das Grundgesetz? Eine Erzählung. Alles, was wir nicht physisch erleben können, ist eine Erzählung. Ein Geldschein hat nur so lange einen Wert, wie wir ihm diesen zuerkennen. Die Tomate, die wir davon kaufen ist allerdings eine handfeste Tatsache. Wir können sie in den Salat schnibbeln oder auf ein Kunstwerk werfen, letzteres würde dann wieder einer Erzählung dienen.
Heute sind wir umgeben von Erzählungen, sie ordnen unsere Gesellschaft und dienen als Leitplanken des Zusammenlebens. Um Millionen von Menschen zu bestimmten Verhaltensweisen zu bewegen, sind Erzählungen unumgänglich. Die ersten globalen Erzähler waren wahrscheinlich die Weltreligionen. Heute investieren Konzerne riesige Summen, um Narrative in die Welt zu setzen. Ein anschauliches Beispiel ist die Erzählung vom “ökologischen Fußabdruck”, den die Erdöllobby konzipiert und konsequent medial verbreitet hat. Grundaussage: Und du, wie viel Dreck machst du? Die Folge: endloses “Fingerpointing” in der Klimafrage, kaum Regularien für Energiekonzerne.
Wenn wir uns wirkmächtiger Narrative bewusst werden wollen, dann ist es entscheidend, den oder die Erzähler auszumachen und die Grundaussage hinter der Story herauszufiltern. Jeder ist seines Glückes Schmied erzählt vordergründig von der Eigenverantwortung des Individuums, dahinter steht aber oft ein unausgesprochenes “Selber schuld”. Anders ist es bei dem Sprichwort: “Wir sind nur so stark, wie das schwächste Glied einer Kette”. Hier beschreibt die Grundaussage unsere gegenseitige Abhängigkeit voneinander: Zusammenhalt bedeutet Stärke.
Narrative können ganze Gesellschaften beeinflussen: sie errichten Kirchen, halten Wirtschaftssysteme am Laufen, stellen Frauen an den Herd, machen Politik und verkaufen Produkte. Korrekt ist natürlich: wir Menschen bauen, buckeln, kochen, wählen und kaufen. Aber Narrative beeinflussen uns darin, und nur wenn wir uns ihrer Wirkmacht bewusst werden, können wir frei entscheiden, wonach wir unser Leben ausrichten wollen.
Ich glaube fest daran, dass wir lebensfrohe, liebevolle, kreative, mitfühlende, verbundene, philosophische Kreaturen sind, die sich ihrer Strahlkraft bewusst sind.
Alles ist möglich.
Überzeugte Grüße, Ihre Anna Magdalena Bössen
Dieses Blog widmet sich den Themen:
Neue Narrative/ Kraft der Vorstellung/Wahrhaftige Sprache/K.I. und Körper/Poesie und Philosophie/Klima der Hoffnung.
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